Wie Sie lernen, freundlich Nein zu sagen
Nein sagen fällt schwer – wieso ist das so?
Wir Menschen sind soziale Wesen und dadurch darauf gepolt idealerweise in Harmonie miteinander zu leben. Nein sagen verbinden wir häufig damit, eine andere Person vor den Kopf zu stoßen und selbst eventuell für unsympathisch gehalten zu werden. Oft möchten wir den negativen Konsequenzen, die ein Nein bedeuten können, entgehen. Manchmal kommt es infolgedessen zu einem unterbewusst ablaufenden Katastrophendenken, das uns im Bruchteil einer Sekunde zu versteckten Ängsten führt.
Katastrophendenken
Wenn im Job beispielsweise jemand fragt, ob ich eine bestimmte dringende Aufgabe übernehmen kann, führt die Angst davor nein zu sagen vielleicht zu einer Gedankenkette wie:
„Es ist so dringend. Was, wenn ich sage, dass ich die Aufgabe nicht schaffe? Dann werde ich für unfähig und zu langsam gehalten. Dann suchen sie sich jemand anderen. Sie werden mir bestimmt bald kündigen. Was mache ich dann? Dann habe ich versagt.“
Wir sind uns dieser Denkmuster meistens nicht bewusst, vielleicht spüren wir eine Regung in unserem Körper und können in der Bewertung dieser Regung ein Gefühl von Angst wahrnehmen. In den meisten Fällen jedoch ist uns die Angst nicht bewusst, sondern wir reagieren wie automatisiert.
Die Jasager
Gehören auch Sie zu den Menschen, die durch ein Katastrophendenken zu Jasagern wurden? Oder zu Jasagern in bestimmten Kontexten. Vielleicht fällt es Ihnen schwer im beruflichen Umfeld nein zu sagen, im Privaten hingegen gelingt es Ihnen gut. Oder können Sie vielleicht im Kontakt mit einer bestimmten Person nicht gut Ihre Grenzen setzen, bei anderen jedoch schon?
Jedes Mal wenn wir Ja zu etwas sagen, das wir eigentlich nicht möchten oder für das wir gerade keine Kapazität haben, übergehen wir unsere eigenen Grenzen und Bedürfnisse. Mit jedem Ja sagen wir gleichzeitig Nein zu etwas anderem – meistens zu uns selbst.
Die Neinsager
Wenn Sie in der Vergangenheit oft Ihre eigenen Grenzen nicht gut wahrgenommen haben und diese häufig überschritten wurden, kann es auch sein, dass Sie zum anderen Extrem tendieren und zum Neinsager werden.
Das mag zunächst wie ein Fortschritt klingen, doch es kommt, wie so oft, sehr stark auf das „Wie“ an. Sie haben möglicherweise eine Weltsicht entwickelt, die Ihnen gelehrt hat sich deutlich und vehement durchsetzen zu müssen, weil Sie sonst übergangen werden und Ihre Grenzen nicht bewahrt werden. So kann es sein, dass Sie mit einem schroffen Nein versuchen sich selbst zu behaupten, um jede mögliche Diskussion, die Ihre Grenze ins Wanken bringen könnte, bereits im Keim zu ersticken.
Die Unentschlossenen
Doch es gibt auch noch den dritten Typus – die Menschen, die lieber drum herumreden und besser kein Ja und auch kein Nein aussprechen wollen. Denn ein „Vielleicht“ lässt vermeintlich alle Hintertüren offen. Finden Sie sich unter den Unentschlossenen wieder?
Ob es um eine Einladung von Freunden geht, oder um eine Aufgabe im Job. Manchmal verpacken Sie das gemeinte Nein in einem „Tanz um den heißen Brei“. Sie sagen nicht klar ja und auch nicht klar nein. Damit geben Sie die Verantwortung ab und hoffen darauf, dass das Gegenüber Ihre Tendenz heraushört. Bei dieser Taktik hoffen wir unterbewusst darauf, dass die andere Person nach unserem besten Interesse handelt und die Entscheidung für uns übernimmt. Doch dazu kommt es nur selten. Denn was das Gegenüber wahrnimmt ist oft die „Hintertür“ und die eröffnet einen weiteren Raum für Diskussionen und die Unterbringung des Anliegens.
So wie wir nicht nicht kommunizieren können, so können wir uns auch nicht nicht Verhalten.
Egal welchem Typus Sie angehören, jedes der genannten Verhaltensweisen zieht ihre Konsequenzen nach sich.
Mit dieser einfachen Übung zum Nein sagen gelingt es Ihnen, freundlich und konsequent Ihre eigenen Grenzen zu setzen.
Freundlich Nein sagen lernen
Es ist also wichtig, nicht nur zu lernen nein zu sagen, sondern zu lernen freundlich nein zu sagen. Mit einem freundlichen Nein können wir unsere eigenen Bedürfnisse durchsetzen und gleichzeitig die Bedürfnisse unserer Mitmenschen anerkennen. Somit entsteht ein wertschätzendes Miteinander, ohne andere vor den Kopf zu stoßen oder sich selbst zu übergehen.
Mit dieser einfachen Regel können Sie lernen freundlich Nein zu sagen, ohne Schuldgefühle aufkommen zu lassen.
Die + – – + Strategie
Die Plus-Minus-Minus-Plus-Strategie ist in 4 Schritte unterteilt. Dabei rahmen Sie die negativen, mit positiven, wertschätzenden Aussagen.
Sie beginnen mit einer Aussage, die Ihrem Gegenüber vermittelt, dass Sie dessen Anliegen verstehen, sehen und anerkennen. Daraufhin folgt ein klar formuliertes Nein, das Sie im nächsten Schritt kurz begründen. Im letzten Schritt bieten Sie eine Alternative an oder bitten um Verständnis.
Beispiel aus dem Arbeitsalltag
Wenn uns zum Beispiel unsere Kollegin fragt, ob wir diese eine dringende Aufgabe heute noch erledigen können, wir aber gerade keine Kapazität dafür haben, gehen wir nach dem + – – + Modell wie folgt vor:
Mit dieser einfachen Strategie der positiven Rahmung, können Sie freundlich und konsequent Nein sagen und Ihre Grenzen setzen.
Wollen Sie mehr darüber erfahren wie Sie lernen freundlich Nein zu sagen? In „Die Kunst, freundlich Nein zu sagen“ erklärt Tanja Baum weiterführend, wie Ihnen das gelingt und gibt Ihnen ein 4‑Wochen Programm mit an die Hand, damit sich das Gelernte festigen kann und Sie freundlicher Nein sagen und sich besser abgrenzen können.
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