Online Workshops und Seminare umsetzen
Ein Interview mit Melanie Klaes über die Umsetzung von zwei Online Workshops und Seminare
Veranstaltungen, wie Workshops, Seminare oder Coachings, online durchzuführen ist in unsere neue Normalität übergegangen. Jeder, auch wir als Agentur für Freundlichkeit, versuchen das Beste aus der Situation zu machen und übersetzen unsere Arbeitsweise in den virtuellen Kontext. Das bringt nicht nur Herausforderungen mit sich, sondern eröffnet auch sehr viele neue Möglichkeiten und bringt uns aber auch unseren Kunden Flexibilität und gleichzeitig auch Kontinuität in laufenden Prozessen. Im heutigen Interview berichtet Melanie Klaes, Trainerin der Agentur für Freundlichkeit, von ihren Erfahrungen aus zwei beispielhaften Veranstaltungen aus der Praxis. Sie erzählt davon, wie sich die Kunden dem Online Workshop und damit ihrer virtuellen Veranstaltung erfolgreich gestellt haben und sich dadurch entwickelt haben.
Alternativ zum Textbeitrag finden Sie das Interview hier als Tonspur.
Judith Martens: „Herzlich Willkommen! Heute haben wir wieder Melanie Klaes, Trainerin der Agentur für Freundlichkeit, zu Gast. Im letzten Interview haben wir durch sie einen Einblick in die digitale Arbeit der Agentur für Freundlichkeit bekommen. Heute wollen wir uns in diesem Rahmen konkret zwei Online-Veranstaltungen anschauen, die du, Melanie, geleitet und begleitet hast. Welche Veranstaltungen wirst du uns denn heute vorstellen?
Melanie Klaes: Zwei ganz Unterschiedliche. Zum einen begleite ich einen unserer Kunden darin, dass sich möglichst viele Menschen an das Thema Digitalität heranwagen, damit man untereinander und zu Kunden den Kontakt nicht verliert. Hier führe ich regelmäßig kurze Schulungen, also eine Mischung aus Seminar und Workshop durch, um sich mit dem Konzept Videokonferenz vertraut zu machen.
Veranstaltung A: Sorge vor Digitalität nehmen
Zum anderen habe ich dieses Jahr einen Teamentwicklungsprozess begleitet. Wäre keine Pandemie gewesen, hätten wir diesen sicherlich vor Ort beim Kunden durchgeführt. Da der zeitnahe Start jedoch sehr wichtig war, war hier die Aufgabe eben die Ansprüche an einen Teamentwicklungsprozess auch im Onlinesetting zu erfüllen.
Prozess B: Teamentwicklung via Videokonferenz
Judith Martens: Wir haben im letzten Gespräch ja schon über erfolgreiche Methoden bei der Umsetzung von Online-Veranstaltungen gesprochen. Welche hast du davon in diesen Veranstaltungen eingesetzt?
Melanie Klaes: Fangen wir einmal mit Veranstaltung A an. Hier nutzten wir ganz einfache Methoden. Hauptsache, die Gruppe schafft es erst einmal, am Meeting teilzunehmen, sich zu hören und zu sehen und dann im Sinne des Themas auszutauschen. Neben dem Austausch zwischen den Teilnehmenden, ist meine Hauptverantwortung die Wissensvermittlung mit Hilfe einer geteilten Präsentation. Ich helfe den Teilnehmenden, die grundlegenden Einstellungen und Funktionen des Tools zu finden und anzuwenden. Und dann nutze ich gerne noch die Funktion der Break-Out-Sessions in Zoom, damit sich die Teilnehmenden in Gruppenarbeiten zum Thema austauschen und etwas erarbeiten können.
Judith Martens: Und wie bist du bei Prozess B vorgegangen?
Melanie Klaes: Bei diesem Prozess brauchten die Teilnehmenden zwar manchmal Unterstützung, waren jedoch grundsätzlich technisch affin bzw. ausgerüstet. Hier arbeiten wir im Prinzip mit vielen klassischen Methoden aus unseren Vor-Ort-Workshops:
- Moderation im Plenum
- Brainstorming
- Gruppenarbeiten mit anschließender Präsentation im Plenum.
Die Frage ist, auf welchem Wege und mit welcher Methode Ergebnisse produziert und visualisiert werden – egal, ob dies nun eine Reflektion oder ein Maßnahmenplan ist.
So haben wir diesen Prozess mit einer sogenannten „Zeitstrahlarbeit“ begonnen. Hier malen oder zeichnen die Teilnehmenden tatsächlich einen Zeitstrahl und tragen dann chronologisch bestimmte Ereignisse ein, aber auch Emotionen. Dies hat beispielsweise sehr gut mit Hilfe eines geteilten Whiteboards funktioniert, da man hierauf recht frei malen und schreiben kann. Es hat zwar etwas länger gedauert als im Vor-Ort-Setting, hat aber denselben visuellen Aha-Moment hervorgerufen.
In Gruppenarbeiten haben wir dann weitere Methoden genutzt, bei denen auch gezeichnet werden muss, wie zum Beispiel, um die eigene Rolle zu symbolisieren. Das sieht nicht immer schön aus, aber hierum geht es auch nicht – es geht um den gemeinsamen Gedankenaustausch und die Visualisierung von Dingen, sodass nicht immer nur die Gedanken der Teilnehmenden auf kognitiver Ebene angeregt werden, sondern auch auf emotionaler Ebene. Visualisierungsmethoden dienen der gemeinsamen Strukturierung von vielen Informationen und auch der Vereinfachung, damit Wichtiges besonders klar und deutlich wird.
Judith Martens: Gab es auch besondere Methoden, die du „vorher“ nicht genutzt hast und besonders gut funktioniert haben? Eventuell auch in anderen Veranstaltungen?
Melanie Klaes: In einem weiteren Auftrag haben wir auch Gruppenarbeiten eingeführt, bei denen die Teilnehmenden spazieren gehen und dabei telefonieren und erst danach aufschreiben. Oder sie wechseln sich ab, einer geht spazieren, einer schreibt und in der nächsten Fragestellung dann andersherum. Hiermit haben wir ebenfalls sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Idee ist einfach und dennoch ist es genau das, was so viele freut und auch vielen mehr Energie gibt, anstatt 8 Stunden vor dem PC in der Videokonferenz zu sitzen.
Judith Martens: Jetzt wissen wir ungefähr was du gemacht hast und mit welchen Methoden gearbeitet wurde. Aber kurz im Vergleich, wie war der formale Rahmen? Wie lange gingen beispielsweise die Veranstaltungen?
Melanie Klaes: Veranstaltung A, Sorge vor Digitalität nehmen, ging ungefähr 3 Stunden. Bei Prozess B, der Teamentwicklung via Videokonferenz, sah das ganz anders aus, denn es handelt sich hier ja um einen Prozess. So gab es viele verschiedene Termine über mehrere Monate. Es gab einstündige Abstimmungstermine, halbtägige Workshops von ca. 4 Stunden und ganztägige Workshops also im klassischen Rahmen von 9–17 Uhr.
Judith Martens: Bei deiner Beschreibung zeigt sich ja schon, dass es sich auch um ganz unterschiedliche Teilnehmergruppen handelt, mit denen du dort gearbeitet hast. Welche Unterschiede sind dir noch aufgefallen, wenn du dir die beiden Formate im Vergleich anschaust?
Melanie Klaes: Ich glaube, dass diese zwei Prozesse und Kunden kaum miteinander vergleichbar sind. Der Teilnehmerkreis ist ein anderer, das Ziel ist ein anderes, die technischen Voraussetzungen sind andere. Und das ist genau das, was ich hier mitgeben möchte:
Wenn wir uns offen und flexibel an digitale Formate heranwagen, funktioniert Onlinearbeit auf vielfältige Art und Weise und auch mit unterschiedlichen Zielgruppen. Sind grundlegende technische Voraussetzungen vorhanden, finden wir einen individuellen Weg, gut miteinander zu arbeiten.
Judith Martens: Macht es vielleicht auch einen Unterschied, wie viel Übung oder Erfahrung die Teilnehmer schon mit Online-Veranstaltungen haben?
Melanie Klaes: Ja definitiv, die Anstrengung von Onlinearbeit und Videokonferenzen hat scheinbar einen Gewohnheitseffekt. So ist ein 4–8 Stunden Workshop mit unterschiedlichen Methoden, Pausen und Bewegung mit vielen Teams – wie in der Teamentwicklung – gut durchführbar. Mit anderen Gruppen, für die diese Arbeit sehr neu ist, ist diese lange Arbeit vor dem Bildschirm sitzend mit einem ungewohnten Tool sehr anstrengend. Hier möchte ich empfehlen, die Termine in kürzere Einheiten aufzuteilen oder im Rahmen der Möglichkeiten „gesund“ zu gestalten. Also ausreichend Pausen oder Bewegungseinheiten einzubauen. Es ist aus meiner Sicht wichtig, mit dem Kunden ein individuelles Vorgehen zu erarbeiten und sich zu fragen: Was geht mit welcher Zielgruppe?
Judith Martens: Neben Unterschieden gab es doch sicher auch Gemeinsamkeiten. Wie sahen die aus?
Melanie Klaes: Ich denke, eine große Gemeinsamkeit ist der menschliche Faktor, also dass wir uns in vielen Themen lieber persönlich gegenüber stehen wollen. Auch wenn es gut funktioniert, online und per Videokonferenz miteinander zu arbeiten, gibt es Situationen, die sich anders anfühlen, wenn man miteinander in einem Raum ist. Es gilt also zu schauen, welches Thema oder welche Schritte gut online und welche – wenn möglich – vor Ort stattfinden können. Aus meiner Sicht wird es zukünftig eine Mischung geben, die uns ganz viel Flexibilität und mehr Möglichkeiten eröffnet. Darüber hinaus ist es auch interessant zu sehen, welchen Spaß Teilnehmende an Technik entwickeln und dies gilt auch für meine völlig unterschiedlichen Prozesse und Veranstaltungen. Ich erlebe zudem, dass durchs Ausprobieren nach und nach die erwähnte Flexibilität in der Wahrnehmung verstärkt zunimmt und die Sorgen in den Hintergrund rücken. Von der Einstellung „besser online als gar nicht“ bis hin zum wirklichen Wertschätzen der digitalen Möglichkeiten – egal an welchem Level der Digitalität sich die beiden Kunden befunden haben, beide haben sich mutig der Digitalität gestellt und haben sich hierdurch entwickelt. Und das bereitet mir Freude.
Judith Martens: Das hört sich nach zwei sehr erfolgreichen und interessanten Veranstaltungen bzw. Prozessen an. Vielen Dank für die Einblicke in deine Arbeit und in die konkrete Umsetzung von Online-Veranstaltungen. Hiermit verabschieden wir uns und wünschen Ihnen einen schönen Tag!
Falls Sie als Zuhörer noch eine Frage haben, sich der Herausforderung stellen wollen interaktive Online Workshops zu planen oder selbst interessiert sind an einem Seminar, Workshop oder Training, melden Sie sich gerne bei uns.
Hören Sie sich hier auch gerne den ersten Teil des Interviews von Melanie Klaes zum Thema „Veranstaltungen und Prozesse digital umsetzen“ an!